Die NDO-Diagnose

Eine NDO zu erkennen, ist nicht immer einfach. Doch nur wenn die Diagnose eindeutig ist, kann auch richtig therapiert werden. Wir erklären Ihnen, was Sie bei einer Untersuchung erwartet.

Ist Ihre Blase wirklich gut eingestellt?

Hier geht’s zur Checkliste

Ist Ihre Blase wirklich gut eingestellt?
Hier geht’s zur Checkliste


Pfeil

Diagnose einer neurogenen Blasen­funktions­störung

Eine NDO erkennen

Untersuchung und Miktionsprotokoll

Zu den standardisierten neuro-urolo­gischen Diagnose­verfahren gehört eine körperliche und bild­gebende Untersuchung sowie die Aufnahme eines sogenannten Miktions- oder Katheter­protokolls.1–3

Dadurch können eine Blasen­funktions­störung bzw. Veränder­ungen, z. B. im Verlauf einer Therapie, erkannt und eingeschätzt werden. Als wichtigste Diagnostik bei Verdacht auf eine NDO gilt die Blasen­druck­messung, die sogenannte Urodynamik. Bei der Urodynamik kann mit einer zusätzlichen Röntgen-Bildgebung die Funktionsfähigkeit der Harnblase untersucht werden.4,5,6 Dies erfolgt mithilfe von Drucksonden (Druckmesskathetern) und Elektroden (sogenannte EMG-Patches). Dabei werden gleichzeitig die Blasen- und Harnröhrenstruktur sowie die Druckverhältnisse in der Blase erfasst.

TIPP: Sie erhalten Erklärungen zu Fachwörtern, an denen dieses Symbol steht.

Bitte beachten Sie, dass die hier ent­haltenen Informationen lediglich als Orientierungs­hilfe dienen und das ärzt­liche Gespräch nicht ersetzen können.

Ablauf der urodyna­mischen Unter­suchung

Regelmäßig Blasendruck checken

Informations­gespräch, zur Klärung des Ablaufs, möglicher Komplika­tionen und Ziel­setzung der Uro­dynamik.

Ist eine sogenannte autonome Dysregulation bekannt?

Messkatheter einführen

Ein dünner Mess­katheter wird in den Bauchraum und in den Enddarm einge­führt, um die Druck­verhältnisse in der Blase während der Speicher- und Entleerungs­phase zu ermitteln.

Kontrolliertes Füllen der Blase

Langsames und kontrol­liertes Füllen der Blase mit einer Flüssigkeit, um einen Befund erheben zu können und die Art und Schwere der Blasen­funktions­störung beurteilen zu können.

Drucke messen

Beispielbild

Diese Drucke werden gemessen:

  • Blaseninnendruck Ein Druckmesskatheter wird (meist über die Harnröhre) in die Harnblase eingeführt, um den Blaseninnendruck zu bestimmen. (intravesikaler Druck)
  • Druck im BauchraumUm diesen Druck messen zu können, wird ein Druckmesskatheter in den Enddarm eingelegt.

  • Blasenmuskeldruck (Detrusordruck)

    Wird anhand der gemessenen Drücke errechnet und gibt Aufschluss über mögliche Fehlfunktionen der Blase.

Elektromyo­graphische Messung

Am Beckenboden werden Elektroden (sogenannte EMG-Patches) aufgeklebt, um mithilfe der Diagnose­methode Elektromyo­graphie (EMG) dessen Muskel­aktivität einschätzen zu können.

Infusions­lösung ein­bringen

Die Blase wird über einen Katheter langsam mit körper­warmer Infusions­lösung gefüllt.

Kommunikation mit dem Arzt während der Untersuchung:

  • Wie fühlt es sich an?
  • Wann ist der Harndrang zu spüren?
  • Wann sind sonstige Körper­anzeichen wie z. B. Unwohlsein, Hitzegefühl oder Kopfschmerzen zu spüren?

Zwischendurch, wenn möglich mehrfach husten, um den Druck auf die Blase zu erhöhen und zu über­prüfen, ob die Drucke korrekt aufgezeichnet werden.

Regelmäßige Blutdruckmessungen können erforderlich sein, wenn die Querschnittlähmung oberhalb des Rückenmarksegmentes Th6 liegt.

Eine Urodynamik-Untersuchung dauert in etwa 1–2 Stunden.

Schematische Durchführung einer Urodynamik

Ein Patient bei Durchführung einer Urodynamik.

Gut vorbereitet

1 Woche vor der Untersuchung

  • Geben Sie eine Urinprobe ab, um eine Urinkultur anlegen zu lassen.

1 Tag vor der Untersuchung

  • Entleeren Sie abends Ihren Darm vollständig, ggf. mithilfe geeigneter Abführ­maßnahmen

Am Tag der Untersuchung

  • Sie können am Tag der Untersuchung normal essen und trinken.
  • Vor der Untersuchung werden Sie gebeten, Ihre Blase zu leeren.
  • Die Untersuchung dauert in der Regel 1–2 Stunden.
Nach der Untersuchung

  • Trinken Sie viel Wasser, um die Harnwege gut zu spülen.
  • Stellen Sie nach der Unter­suchung Be­schwerden wie vermehrte Harn­inkontinenz, Schwierigkeiten bei der Katheteri­sierung und Blasen­entleerung, Blutungen aus der Harnröhre, Schmerzen oder Fieber fest, informieren Sie bitte Ihren Arzt.

Die Checklist dient lediglich als Orientierungs­hilfe und stellt möglichweise keine vollständige Auflistung dar. Bitte besprechen Sie mit ihrem Arzt die genauen Vorbereit­ungen für die Uro­dyna­mische Unter­suchung.

Referenzen

  1. Stein R. et al., Diagnostik und Therapie der neurogenen Blasenfunktionsstörungen bei Kindern und Jugendlichen mit spinaler Dysraphie. S2k Leitlinie der AWMF. Update 2019.
  2. Böthig R. et al., Neuro-urologische Diagnostik und Therapie bei Funktionsstörungen des unteren Harntrakts nach einer Rückenmarkschädigung: S2k-Leitlinie der Deutschsprachigen Medizinischen Gesellschaft für Paraplegie (DMGP), AWMF-Register Nr: 179/001. Urologe A. 2017; 56(6):785-792.
  3. Haensch C.A. et al., Diagnostik und Therapie von neurogenen Blasenstörungen. Deutsche Gesellschaft für Neurologie. 2020. S1-Leitlinie, Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie.
  4. Blok B. et al., EAU Guidelines on Neuro-Urology. EAU Guidelines. Edn. presented at the EAU Annual Congress Amsterdam 2020. ISBN 978-94-92671-07-3.
  5. Poll T. und Fröhlich G., Urodynamik-Leitfaden. Springer-Verlag Berlin-Heidelberg. 2019. ISBN 978-3-642-93566-4.
  6. Aoki Y. et al., Urinary incontinence in women. Nat Rev Dis Primers. 2017; 3:17042; (Übersichtsartikel).

Bitte beachten Sie, dass die hier enthaltenen Informationen lediglich als Orientierungshilfe dienen und das ärztliche Gespräch nicht ersetzen können.