Besser Leben
Mit NDO

Bei Ihnen wurde eine neurogene Blasen­­funktions­­störung diagnostiziert oder Sie sind Elternteil / Angehöriger eines Menschen mit dieser Erkrankung? Dann sind Sie hier, im Infoportal rund um das Thema neurogene Detrusor­über­aktivität (NDO), genau richtig.

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Neurogene Detrusor­über­aktivität

Was ist das überhaupt?

Ursache einer neuro­genen Blasen­funktions­störung

Der neurogenen Detrusor­über­aktivität Durch eine Schädigung des Nerven­systems ausgelöste neurogene Blasenfunktions­störung. Die Funktions­störung kann zum unwillkürlichen Zusammenziehen des Blasenmuskels führen, wodurch es zu unfreiwilligem Harnabgang (Inkontinenz) kommen kann. (NDO) liegt eine Schädigung des Nervensystems zugrunde. Diese kann verschiedene Ursachen haben, u. a.: 1–3

TIPP: Sie erhalten Erklärungen zu Fachwörtern, an denen dieses Symbol steht.

Bitte beachten Sie, dass die hier ent­haltenen Informationen lediglich als Orientierungs­hilfe dienen und das ärzt­liche Gespräch nicht ersetzen können.

Querschnitt­lähmung, z. B. infolge einer unfall­bedingten Rücken­marks­verletzung

ca. (280-900/Mio.) Menschen/Mio. Einwohner in Deutschland (2015)4

Erkrankungen wie Schlaganfall, Multiple Sklerose, Morbus Parkinson, Diabetes mellitus

Angeborene Fehlbildung des Rückenmarks (Spina bifida, Angeborene Fehlbildung der Wirbelsäule, ausgelöst durch eine Neuralrohrfehlbildung während der Embryonalentwicklung. auch „offener Rücken“ genannt)

ca. 3–4 Neugeborene jährlich/10.000 Geburten weltweit5

Dabei stellen Unfälle mit traumatischen Querschnitt­lähmungen weltweit die häufigste Ursache (50 %) aller erworbenen Rücken­marks­verletzungen dar.6

Neurogene Blase oder wie heißt das nochmal?

„Neurogene Detrusor­überaktivität“ ist ein sehr komplexer Begriff. Deshalb wird diese Begleit­erkran­kung von Patienten auch oft anders bezeichnet, u. a.:

Schon gewusst?

  • Neurogene Blase
  • Überaktive Blase
  • Spastische Blase
  • Neurogene Blasendysfunktion
  • Neurogene Blasenfunktionsstörung
  • Neurogene Blasenentleerungsstörung
  • Neurogene Harnspeicherstörung
  • Neurogene Dysfunktion des unteren Harntraktes
  • Neurogene Blase
  • Überaktive Blase
  • Spastische Blase
  • Neurogene Blasendysfunktion
  • Neurogene Blasenfunktionsstörung
  • Neurogene Blasenentleerungsstörung
  • Neurogene Harnspeicherstörung
  • Neurogene Dysfunktion des unteren Harntraktes

Neurogene Blasen­entleerungs­störung durch Rückenmarks­verletzung

Querschnitt­lähmung

Schon gewusst?

Obwohl in manchen Wörter­büchern sowohl der Aus­druck Querschnitt- als auch Querschnitts­lähmung als richtig bezeichnet wird, ist es korrekter „Querschnitt­lähmung“ zu sagen. Die Querschnitt­lähmung bezeich­net eine Kombination von Symptomen, die durch eine Unterbrechung der Nerven­leitung im Rückenmark ausgelöst werden.

NDO-Checkliste

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Folgen und Therapieziel

Durch die Schädigung des Nerven­systems funktioniert das Zusammen­spiel der an der Harn­speicherung und -entleerung beteiligten Organe und Nerven (wie Gehirn, Rückenmark, Harnblase und Schließmuskel) nicht mehr richtig.7

Was kann man tun?

Das führt zu einer Blasen­funktions­störung, bei der die Speicherung des Urins und die Entleerung der Blase (Miktion) nicht mehr bewusst kontrolliert werden können.

Das unwillkürliche Zusammen­ziehen (Spasmen) und/oder eine Überfüllung der Harnblase können dazu führen, dass Harn zurück in die Nieren gedrückt wird, wodurch diese geschädigt werden können.

Ziele der Behandlung der neurogenen Blase sind das Zusammen­ziehen des Blasenmuskels (Detrusor) zu verhindern und dadurch den Druck in der Blase zu senken. Dadurch können die Nieren langfristig geschützt werden. Ebenfalls können symptomatische, fieberhafte Harnwegsinfekte vermieden und die Kontinenz gefördert werden.

Therapie­optionen nach Leitlinien 1, 5, 8

Transdermal Die Therapie der ersten Wahl sind Antimuskarinika (Anticholinergika). Wenn Patienten mit oralen Anticholinergika nicht gut eingestellt werden können oder diese nicht vertragen, kann die transdermale Therapie eine Option darstellen. Das Anticholinergikum Oxybutynin kann unter anderem transdermal, also in Form eines Pflasters über die Haut aufgenommen werden.

Pflaster mit Antimuskarinikum zur Anwendung auf der Haut (z. B. Bauch, Hüfte, Gesäß)

Oral Die Therapie der ersten Wahl sind Antimuskarinika (Anticholinergika). Dazu gehören z. B. die Wirkstoffe Oxybutynin, Propiverin, Trospiumchlorid.
Diese können oral, also in Form von Tabletten eingenommen werden. Wenn Patienten mit oralen Anticholinergika nicht gut eingestellt werden können oder diese nicht vertragen, kann die intravesikale oder transdermale Therapie mit einem Anticholinergikum eine Option darstellen.
Die orale Einnahme von selektiven a-Blockern (z.B. Alfuzosin, Tamulosin, Terazosin) stellt eine Therapieoption zur Senkung des Auslasswiderstands dar.

(Tablettenform)
Antimuskarinika und Selektive α- Blocker

Intravesikal Die Therapie der ersten Wahl sind Antimuskarinika (Anticholinergika). Wenn Patienten mit oralen Anticholinergika nicht gut eingestellt werden können oder diese nicht vertragen, kann die intravesikale Therapie eine Option darstellen. Das Anticholinergikum Oxybutynin kann unter anderem intravesikal, also direkt über die Harnröhre in die Blase verabreicht werden.

Instillation eines Antimuskarinikum direkt in die Blase

Siehe auch Anleitung zur Instillation

Injektion Wenn die Therapien der ersten Wahl ausgeschöpft sind, kann eine zusätzliche oder alleinige Behandlung mit einem Arzneimittel in Erwägung gezogen werden. Dabei wird Botulinumtoxin A (Botox®) direkt in den Blasenmuskel injiziert.
Dieser Eingriff muss nach einer gewissen Zeit, die der Arzt mit Ihnen bespricht, wiederholt werden.

Minimalinvasives Verfahren mittels Injektion in den Blasenmuskel (Detrusor)

Operativ Als letzte Maßnahme können operative Eingriffe, z.B. am Blasenhals und der Harnröhre, durchgeführt werden.

Operative Eingriffe, u. a. am Blasenhals und der Harnröhre

Anleitung zur Instillation

In diesem Video erklären wir Schritt für Schritt die Handhabung der Fertigspritze mit Instillationslösung ohne separaten Adapter.

Auf einen Blick

Hier finden Sie weitere Informationen und Anregungen zu unterschiedlichen Bereichen der neurogenen Detrusorüberaktivität (NDO).

Wie meistert man die Herausforderungen im Alltag mit NDO?

Welche Punkte sollte ich beim Arztgespräch ansprechen?

Was ist eine Urodynamik (Blasendruckmessung) und welche Bedeutung hat sie bei der NDO?

Download

Hier finden Sie Materialien zur neurogenen Detrusorüberaktivität (NDO) zum Download.

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Referenzen

  1. Stein R. et al., Diagnostik und Therapie der neurogenen Blasenfunktionsstörungen bei Kindern und Jugendlichen mit spinaler Dysraphie. S2k-Leitlinie der AWMF. Update 2019.
  2. Böthig R. et al., Neuro-urologische Diagnostik und Therapie bei Funktionsstörungen des unteren Harntrakts nach einer Rückenmarkschädigung: S2k-Leitlinie der Deutschsprachigen Medizinischen Gesellschaft für Paraplegie (DMGP), AWMF-Register Nr: 179/001. Urologe A. 2017; 56(6):785-792.
  3. Haensch C.A. et al., Diagnostik und Therapie von neurogenen Blasenstörungen. Deutsche Gesellschaft für Neurologie. 2020. S1-Leitlinie, Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie.
  4. Thietje R. et al., Klinische Psychologie bei Querschnittlähmung: Psychologische und psychotherapeutische Interventionen bei psychischen, somatischen und psychosozialen Folgen. Springer-Verlag Wien. 2015. ISBN 978-3-7091-1601-2.
  5. Blok B. et al., EAU Guidelines on Neuro-Urology. EAU Guidelines. Edn. presented at the EAU Annual Congress Amsterdam 2020. ISBN 978-94-92671-07-3.
  6. Hamid R. et al., Epidemiology and pathophysiology of neurogenic bladder after spinal cord injury. World J Urol. 2018; 36(10):1517-1527.
  7. Trepel M., Neuroanatomie: Struktur und Funktion. Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH. 2008. ISBN 978-3-437-41298-1.
  8. Arbeitskreis Neuro-Urologie der DMGP, S2k-Leitlinie, Neuro-urologische Versorgung querschnittgelähmter Patienten. AWMF: 179-001. Stand 03/2016.

Bitte beachten Sie, dass die hier enthaltenen Informationen lediglich als Orientierungshilfe dienen und das ärztliche Gespräch nicht ersetzen können.